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Freiwilliges Soziales Jahr

FSJler machen den "Rolli-Test"

Potsdam, 26.01.2023. Im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres haben 14 FSJler im Alter von 16 bis 20 Jahren Mitte Januar an ihrem ersten von insgesamt fünf Seminaren teilgenommen. Dazu trafen sich die jungen Leute in der Potsdamer Jugendherberge „Haus der Jugend“, wo die meisten Teilnehmer auch die ganze Woche verbrachten. Die FSJler arbeiten derzeit in verschiedenen brandenburgischen Einrichtungen, etwa in einer Behindertenwerkstatt, in der Altenpflege, im Kindergarten oder in Mehrgenerationenhäusern, wie z.B. in der Einrichtung „MenschensKinder Teltow“.

Die Seminarschwerpunkte waren Alter und Behinderung und boten dadurch wichtige Impulse für die künftige Arbeit im sozialen Bereich, die viele Teilnehmer anstreben. Besonders die Sensibilisierung für das Thema Inklusion, die damit verbundenen Chancen und die Vermeidung „positiv gemeinter Diskriminierung“ standen im Mittelpunkt. „Inklusion war für viele ein eher neues Feld, auf dem sie noch viel lernen konnten“, sagt Seminarleiterin Susann Kufahl.

Insgesamt setzte sie auf viel Praxis, darum wurde es auch nie langweilig. So ging es beispielsweise um körperliche Erfahrung und Wahrnehmung. Die Gruppe testete dafür an einem Tag den sogenannten „AgeMan-Anzug“ – ein schwerer Anzug, der die Sicht- und Bewegungseinschränkungen älterer Menschen simuliert. Die Jugendlichen banden sich weiche Gewichtsgute um Arme und Beine, legten sich eine Weste um den Rumpf und setzen zudem einen Helm mit Gelbstich-Visier und Kopfhörer auf. Damit galt es nun, Schuhe zu binden, Treppen zu steigen und Brettspiele aufzubauen. Die meisten FSJler fanden es unglaublich schwer, Farben zu erkennen oder Treppen zu steigen. „Sie merkten, wie es sich anfühlt, alt oder beeinträchtigt zu sein. Das hilft dabei, Menschen mit bestimmten Handicaps besser zu verstehen“, so Susann Kufahl.

Am letzten Seminartag machten die FSJler dann auch die Erfahrung als Rollstuhlfahrer. In verschiedenen Gruppen bewegten sich die Rolli-Fahrer durch Potsdam und begegneten schwierigen Bord- und Bahnsteinkanten, kurzen Ampelphasen, engen Ausgängen und Gebäuden ohne Rampe. Bereits zu Beginn war es für den ein oder anderen schwer, sich an das Fahren mit einem Rollstuhl zu gewöhnen. Wege mit Neigung konnten da zu einer echten Herausforderung werden. Doch die Gruppe machte auch positive Erfahrungen, etwa durch die Hilfe fremder Passanten „Es ist auch ein großer Vertrauenstest, sich von anderen schieben zu lassen“, resümierte Emma Enke., die beim Einstieg in die S-Bahn und beim Überqueren der Straße halfen. Insgesamt sei die Stadt noch nicht ausreichend barrierefrei, so die einstimmige Meinung der FSJler. Außerdem wurde ihre Sensibilisierung für Rollstuhlfahrer mit diesem Erlebnis nachhaltig gestärkt.

Großen Zuspruch fand der Besuch der Ausstellung „totgeschwiegen“ in Berlin. Sie thematisiert die Geschichte der damaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik von der Gründung im Jahre 1880 bis in die frühe Nachkriegszeit und die NS-Verbrechen an psychisch kranken Menschen. Im Anschluss an die Ausstellung setzte sich die Gruppe noch einmal mit dem Gesehenen auseinander.