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Brandenburger Wünschewagen

Hannelore reist ans Meer

Hannelore aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark war noch nie in ihrem Leben am Meer. Viele Jahre pflegte sie ihre Mutter, stieg dadurch aus dem Beruf aus und konnte sich einen Urlaub nie leisten. Erst ihr Krebsleiden führte sie mit dem „Brandenburger Wünschewagen“ nach St. Peter-Ording. Dort über die Seebrücke gehen, das Meer und die Tiere sehen, Krabben essen – das war Hannelores Wunsch. Ende April wurde er endlich erfüllt.

Potsdam, 08.05.2023. Für viele Brandenburgerinnen und Brandenburger ist eine Reise ans Meer nichts Besonderes. Man ist schnell dort, kann auch mal für einen Tag verweilen oder eine Unterkunft buchen. Bei Hannelore war das anders. Die ehemalige Schaffnerin ist jetzt in ihren Sechzigern und blickt auf ein Leben zurück, das ihr Reisen nie ermöglichte. Aber wann, wenn nicht jetzt? Das war ihr Gedanke, als sie sich an den „Brandenburger Wünschewagen“ wandte. Mittlerweile wird Hannelore palliativ betreut und genau für Menschen wie sie ist das Projekt da.

Projektkoordinatorin Eva Götze organisierte Hannelores Reise mit einer Übernachtung, damit die Fahrt nicht zu beschwerlich würde. Doreen und Frank waren als „Wunscherfüller“ an Bord, um Hannelore und ihrer Freundin und Betreuerin Heidi jeden Wunsch zu erfüllen. „Ich bin zu allem bereit, was machen wir zuerst?“ war dann auch gleich die erste Frage von Hannelore, nachdem sie gemeinsam im Hotel angekommen waren. Sie war aufgeregt und trotzte ihren Schmerzen in den Beinen. Viel zu groß war die Freude.

Bei schönstem Sonnenschein sind sie zusammen auf die Seebrücke gelaufen und genossen es, im Sand zu laufen. Bis zum Wasser hatte Hannelore es wegen der Ebbe nicht geschafft, dazu war der Strand zu weit. „Dennoch konnte sie das alles gar nicht fassen“, erzählt Doreen, „Sie musste immer wieder weinen und erwähnte, dass sie erst so krank werden musste, um das Meer zu sehen. Da trafen sich Glück und Traurigkeit zugleich.“

Und wie es der Zufall wollte, lag der letzte Platz auf der Restaurantterrasse in der Sonne und bot einen ausgezeichneten Blick aufs Meer. Während des gemeinsamen Essens erzählte Hannelore aus ihrem bewegten Leben, von den teils schrecklichen Erlebnissen und Unfällen, die sie bei der Bahn als Schaffnerin erlebte und von der jahrelangen Pflege ihrer Mutter. „Wir waren uns einig, dass diese Fahrt genau den richtigen Menschen getroffen hat. Ihre Dankbarkeit und Bescheidenheit haben uns überwältigt“, sagt Doreen.

Für den zweiten Tag standen noch zwei Wünsche von Hannelore auf dem Plan: Krabben essen – frisch vom Kutter! - und Meerestiere sehen. Eine perfekt geplante Route führte die Gruppe zu allen wichtigen Stationen. So ging es zuerst nach Büsum zu einem Kutter, der frische Krabben servierte. Die Verkäuferin erläuterte das Puhlen und gab noch eine Tüte Krabben für zuhause mit.

Dann ging es noch einmal ans Meer: Flut, Windstille, Sonne und nur wenig Menschen. „Hannelore meinte, das sei der schönste Moment der Reise gewesen und das war einfach toll“, erinnert sich Doreen. „Sie ließ sich glücklich von uns im Gänsemarsch über den Deich schieben, wir haben so Tränen gelacht! Unten am Wasser haben wir ihr eine Handvoll Wasser geholt. Das empfand sie als so schön, ihre nassen Hände mit Nordseewasser, inklusive einer winzig kleinen Muschel.“

Auf dem Weg zur Seehundstation umgab die Gruppe Schafe und Windräder. Wunscherfüller Frank setzte noch ein ausgebüxtes Schaf wieder über den Zaun, ehe Hannelore die für sie aus dem Fernsehen bekannte Seehundstation erreichte. „Das live zu erleben, war für sie kaum zu glauben. Uns wurde alles gezeigt und erklärt, es war so spannend.“

Auf der Rückreise betonte Hannelore, dass der weite Weg jeden Kilometer und jede Sekunde wert war. „Diese Reise war für Hannelore das schönste Geschenk. Nach diesen zwei Tagen fiel ihr der Abschied schwer – aber die Erinnerungen in dem kleinen Fotobuch bleiben.“